Polizei- und Justizzentrum Zürich PJZ

Im Sommer dieses Jahres wurde das Polizei- und Justizzentrum Zürich PJZ eröffnet. Es schafft im Kanton Zürich ein Kompetenzzentrum für die Bekämpfung der Kriminalität. Das PJZ erlaubte auch die Zusammenführung der vorher auf über 30 Standorte verteilten Kantonspolizei mit den Strafverfolgungsbehörden sowie dem Polizei- und Justizgefängnis. Schauen wir uns das PJZ aus der (subjektiven) Sicht des Strafverteidigers an.

Das Polizei- und Justizzentrum PJZ ist nun seit einigen Monaten (fast vollständig) in Betrieb. Ich zähle die Anzahl der Besuche als Strafverteidiger im PJZ nicht mehr. Hier sind meine (subjektiven) Eindrücke sowie die Aufnahme von einigen Kritikpunkten.

Lage

Die Lage des PJZ ist nicht mehr so zentral bzw. zentrumsnahe, wie die früheren Standorte von vielen Akteuren der Strafverfolgung, wie z.B. der Staatsanwaltschaft I, der Staatsanwaltschaft II und der Staatsanwaltschaft III des Kantons Zürich. Dennoch ist das PJZ mit dem öffentlichen Verkehr, Tram 8 oder Bus 31 von der Innenstadt bestens erreichbar.

Bau und Architektur

Architektur ist bekanntlich eine Geschmackssache. Die Grösse und Wucht des Baus ist schlicht beeindruckend. Vor allem wenn man das Polizei- und Justizzentrum von der Seite der Bahngleise sieht. Man könnte hier wohl auch von einem «Justizpalast» sprechen. Die Bezeichnung wurde durch den Kanton Zürich mit «Zentrum» etwas subtiler gewählt. Die weitere Würdigung überlasse ich den Architekturkritikern.

Funktionalität, QR-Code und Raumklima

Für den Besuch des PJZ brauchen Strafverteidigerinnen und Strafverteidiger einen QR-Code. Der Mensch als QR-Code trifft vielleicht nicht jedermanns Geschmack, gerade in der heutigen Zeit. Das System funktionierte aber immer einwandfrei. Der QR-Code wurde per E-Mail zugestellt und erwies sich als praktisch in der Handhabung, auch beim Verlassen vom PJZ.

Die Sicherheitskontrolle am Eingang ist professionell und gab für den Schreibenden bisher zu keinen Beanstandungen Anlass. Sie bringt etwas «Flughafen-Zürich-Feeling» in den Alltag der Strafverteidigung – übrigens mit sehr freundlichem Personal. Bekanntlich gibt es ja Gebäude der Justiz mit deutlich strengeren und auch solche ohne irgendwelche Sicherheitskontrollen.

Im Inneren des Gebäudes fällt die Trennung von «us and them» auf. Auf der einen Seite sind die Besucherinnen und Besucher – Strafverteidigerinnen und Strafverteidiger, Dolmetscherinnen und Dolmetscher und Klientinnen und Klienten – auf der anderen die Mitarbeitenden der Strafjustiz. Die Gäste sehen nur durch Glasscheiben auf das rege Treiben im Innenbereich. Gemäss Aussagen von Mitarbeitenden des PJZs, soll übrigens die Verpflegung im PJZ gut sein.

Der Teil für Gäste, hier geht es z.B. um Einvernahmen durch die Staatsanwaltschaft, ist sehr funktionell und praktisch gestaltet. Es gibt genügend grosse Empfangsbereiche, wo sogar sprechende Kaffeemaschinen stehen. Die Besprechungs- und Einvernahmeräume wirken etwas kalt, mit viel Beton, erfüllen ihren Zweck aber sehr gut.

In den Sommermonaten 2022 war es im Innern des Polizei- und Justizzentrums sehr kühl – warm anziehen war auch für Besucherinnen und Besucher die Devise. Es dürfte aber bekannt sein, dass solche grossen Bauten eine gewisse raumklimatische Eingewöhnungszeit benötigen.

Kritikpunkte zum PJZ

Zum PJZ waren bzw. sind verschiedene Kritikpunkte zu hören. Hier werden einige aufgenommen.

Zu Beginn des PJZ-Betriebs waren Beschwerden über zu streng eingestellte Metalldetektoren und Leibesvisitationen von Anwältinnen und Anwälten zu hören. Bei den zahlreichen eigenen Besuchen habe ich das nicht so erlebt, ich konnte im Metalldetektor auch die Uhr und den Gurt anlassen. Die Aktentasche wurde niemals durchsucht oder auch nur ein Blick hinein geworfen.

Weiter wird die neue Nähe der einzelnen Justizbehörden moniert. Dieser Punkt ist in der Tat nicht unkritisch. Nun sitzen alle Staatsanwaltschaften, viele Abteilungen der Kantonspolizei sowie das Zwangsmassnahmengericht ZMG Zürich unter einem Dach. Es dürfte im Innenbereich ein reger persönlicher Austausch herrschen. Heikel dürfte insbesondere sein, dass die Abteilung für interne Untersuchungen sich im gleichen Gebäude befindet.

Feedbacks von Staatsanwaltschaft bzw. Polizei und Klientschaft

Im Rahmen der Tätigkeit als Strafverteidiger ergab sich bei (fast) jedem PJZ-Besuch auch ein Gespräch über den Neubau, sowohl mit Staatsanwaltschaft und Polizei als auch mit der Klientschaft.

Die Feedbacks seitens Staatsanwaltschaft und Polizei fielen durchwegs positiv aus. Natürlich gab es am Anfang eine Phase des Angewöhnens und Ausprobierens.

Auch das Feedback von Klientinnen und Klienten ist sehr positiv. Das PJZ wurde als Bau durchwegs geschätzt, auch in Haftfällen.

Kunst am Bau des PJZ

Bezüglich der Kunst am Polizei- und Justizzentrum Zürich sei hier auf die offiziellen Darstellungen des Kantons Zürich verwiesen:

Vor dem Haupteingang und im Atrium des PJZ stehen insgesamt drei übergrosse Disteln mit gebürsteten, glänzenden Aluminiumstängeln und einem in der gleichen Oberflächenästhetik patinierten Blütenkopf. Es handelt sich dabei um das Kunst am Bau-Projekt «Listen to the Flowers» der Zürcher Künstlerin Ursula Palla. Ihr Projekt wurde im Rahmen eines Studienauftrags ausgewählt.

Das Rohmaterial der Disteln ist teilweise aus Stahlteilen von Waffen hergestellt, welche am jährlichen Aktionstag freiwillig von der Bevölkerung an die Kantonspolizei Zürich abgegeben werden. Die Wegdistel ist eine Pionierpflanze, die an unwirtlichsten Orten aus dem Boden spriesst, sogar durch den Asphalt hindurch. So ist sie einerseits Wegbereiter für neue Orte, Heilpflanze und Bienenweide, andererseits Unkraut, das sich mit seinen Stacheln als wehrhaft, stolz, widerspenstig und standhaft auszeichnet. Mit dem Titel «Listen to the Flowers» referenziert die Künstlerin zudem auf die Kraft der Blumen in revolutionären Prozessen.

Angaben zum Polizei- und Justizzentrum Zürich (PJZ)

Die offiziellen Zahlen um PJZ sind beeindrucken und zeigen – wie auch unser Bild – die schiere Grösse des Baus.

Lage Zürich Aussersihl-Hard, Areal Güterbahnhof
Adresse Güterstrasse 33, 8004 Zürich
Raumprogramm Verwaltungsgebäude der Polizei und der Justiz
Polizeischule
Polizeiwissenschaften (Forensisches Institut)
Strafverfolgung
Gefängnis
Grundstücksfläche 33’558 m2
Geschossfläche 133’467 m2
Gebäudevolumen 522’830 m3
Arbeitsplätze Rund 2030
Haftplätze 241
Bauzeit 4,5 Jahre
Kosten CHF 568,6 Mio. (inkl. Erwerb Grundstück PJZ)
CHF 191,3 Mio. für gebundene Ausgaben
Investor Kanton Zürich
Bauherrschaft Baudirektion Kanton Zürich
Architekt / Generalplaner Theo Hotz Partner AG, Zürich
Generalunternehmer HRS Real Estate AG

Weitere Kernpunkte:

  • Photovoltaikanlage auf dem Dach mit rund 350 kW-Peak
  • Vier Abwärme-/Grundwasserwärmepumpen mit einer Wärmeleistung von bis zu 4000 kW
  • Nutzung der Abwärme vom Rechenzentrum und der EDV-Räume
  • Wärmerückgewinnung bei den Lüftungsanlagen
  • Vier Rückkühlwerke für «Freecooling» (Kühlenergie aus der Aussenluft)

(Quelle: Kanton Zürich)

Fazit zum Polizei- und Justizzentrum Zürich im Herbst 2022

Das PJZ ist da und es wird (lange) bleiben, auf Neudeutsch «here to stay». Das Fazit der ersten Monate ist überwiegend positiv. Wichtig ist, dass auch die Klientschaft – darunter sind durchaus auch Klienten, welche die alten Gebäude der Zürcher Justiz gut kannten – den Neubau sehr schätzen.

Anpassungen und Verbesserungen im Betrieb sind normal und werden auch hier stattfinden.

In diesem Sinne heisst es: Fortsetzung folgt (vielleicht).

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